Dies und Das |
Vorbemerkung
Ernst-Schröder Zentrum
Teerunde TU-Darmstadt
Ken Wilber
Roman Ingarden
(siehe auch
"Ontologie" in der Rubrik Mathematik)
Vorbemerkung
Ich bin kein Philosoph, sondern Mathematiker. Trotzdem bin ich
neugierig, was für Motive die Leute dieser alt-ehrwürdigen Disziplin,
der (westlichen) "Philosophie" (die einst andere, heute von ihr
abgespaltene Disziplinen einschloss), umtreibt, etwas zu schreiben. Sie tun das
natürlich rein sprachlich, und daher ist es hauptsächlich die (Umgangs-)Sprache,
die mich dabei interessiert, und wie sie mit ihr umgehen. Merkwürdigerweise
legen (oder legten) die meisten Philosophen wenig Wert auf eine sorgfältige
sprachliche Darstellung ihrer Themen, geschweige denn auf eine
historisch-linguistische Untersuchung der zum Teil sehr altertümlichen Terme,
etwa aus dem Altgriechischen, die in ihren Abhandlungen auftauchen.
Mathematiker benutzen ebenfalls die (Umgangs-)Sprache, aber eher als
Hilfsmittel, indem sie (aus rein sprachökonomischen Gründen der
"Merkbarkeit" und der "Handhabbarkeit") gewisse
umgangssprachliche Wörter hernehmen und ihre Bedeutung neu in einem sehr engen
Kontext definieren; - und sie bleiben dann bei diesen Definitionen bzw. ändern
sie bewusst und explizit ab, wenn die Struktur des Betrachtungsfeldes geändert
werden soll. Es geht halt nicht anders, denn reine "Formeln" (also
Kurzzeichenreihen, die von den Mathematikern nur deswegen eingeführt werden,
damit das, was man ausdrücken will, nicht zu lang wird und in wenigen
Zentimetern stets klar und eindeutig an die Ausgangsdefinitionen erinnert, von
denen man ausgegangen ist) sagen nichts aus über den Zweck, den ein
Mathematiker damit verfolgt, wenn sie nicht in eine gewisse
"Metasprache" eingebettet sind, die ihre Motive und das Themengebiet
grob umschreiben.
Philosophen aber halten in der Regel nichts von der Trennung zwischen einer
"Metasprache" (also der Sprache, die ihre Motive und das Thema
umschreibt) und der "Objektsprache" (also der Sprache, die innerhalb
des "Gebäudes" fungiert, das sie Lust haben "aufzubauen").
Die einzigen für mich herausragenden westlichen Philosophen, die da etwas
sorgfältiger waren, scheinen mir Aristoteles (der im 4.Jh. v.C. eine
gigantische "Sprachklärung" geleistet hat, die später für alle
möglichen "Metaphysiken" missbraucht wurde) und Immanuel Kant
(der im 18.Jh. n.C. sich endlich von den Begriffen der christlich dominierten
Metaphysik verabschiedete und somit als "Vater der modernen (westlichen)
Philosophie" gelten darf. Seine bahnbrechenden Ansätze wurden danach
vom sog. Deutschen Idealismus wiederum korrumpiert. Kants Sprache dokumentiert
in vorbildlicher Weise, wie ein Thema (egal ob man dessen Inhalt nun akzeptieren
will oder nicht) zu strukturieren sei, derart, dass daraus klar und
widerspruchslos die Intention hervorgeht, mit welcher der Schreiber
angetreten ist.)
In diesem Sinne gehe ich an philosophische Werke heran. Ihre "inhaltlichen" Grundaussagen und "Glaubenssätze" interessieren mich dabei nur in zweiter Linie. (Ohne solche kommt ein Philosoph halt nicht aus. Sie sind durch das historische und kulturelle Umfeld bedingt. Das muss man akzeptieren. Ein Philosoph kann nicht anders!) Aber wenn ein Philosoph diese Zeitströmungen seines Umfeldes, in denen er nun mal befangen ist, nicht selbstironisch und mit einem gewissen Humor an den Anfang stellt, sondern seine Ansichten in irgendeiner Weise "absolut" setzen will, ohne das explizit zu sagen, werde ich schlicht "sauer" und bewerte das als eine "Ignoranz des Schreibers", die seine ganzen schönen Ideen sabotiert. - Philosophie ist "Mind"-Sache von Individuen der jeweiligen menschlichen Gesellschaft. Daran geht nichts vorbei.
ESZ 2004 2009 |
Die von Prof. Rudolf Wille, einem über den üblichen Lattenzaun der Mathematik stets hinausblickenden Mathematiker der TU-Darmstadt, veranstalteten Workshops im Rahmen des "Ernst-Schröder-Zentrums" habe ich mit großem Vergnügen verfolgt und mich daran auch manchmal aktiv beteiligt. Hier zwei Beispiele: |
Platon |
2004, Besprechung des Buches "Grundprobleme der Logik - Elemente der Kritik einer formalen Vernunft" von Pirmin Stekeler-Weithofer, Berlin 1986; (erstes Kapitel). |
Seiler |
2009, Besprechung des Buches "Wissen zwischen Sprache, Information, Bewusstsein - Probleme mit den Wissensbegriff" von Thomas .B. Seiler, VM 2008 (erstes Kapitel). |
Teerunde 2006
|
Über mehrere Jahre bestand am Fachbereich Mathematik der TU-Darmstadt eine
lose Gruppe von Naturwissenschaftlern und Nicht-Naturwissenschaftlern, die
auch philosophisch interessiert waren. Wir nannten uns die
"Philosophische Teerunde". Man diskutierte die
unterschiedlichsten Themen. Meist ging es dabei ziemlich chaotisch zu: Wenn
der, welcher vortragen sollte, nur den Mund auftat, wurden ihm die ersten
Worte bereits mit Hinterfragungen in der Luft zerrissen. Nur wenige wollten
abwarten, bis sich zum Thema ein "Kontext" gebildet hatte. So
geht's nicht weiter, beschlossen wir im Jahr 2006, und unterwarfen uns für
ein paar Sitzungen einer strengen Disziplin, um endlich mal einen
"gesitteten Meinungsaustausch" zustande zu bringen: Für jede
Sitzung wurde ein (für Laien verständliches philosophisches) Thema
vereinbart. Jeder, der zum Thema eine Position vertreten wollte, meldete
sich vorher und bekam 5 Min. für einen Kurzvortrag, bei dem ihn niemand
unterbrechen durfte. Wenn alle Positionen vorgetragen worden waren, gab es
eine "Rekonstruktionsphase", in der sich die Zuhörer in
geordneter Reihenfolge zu jeder vorgetragenen Position äußern durften.
Zweck war, herauszufinden, wie das Vorgetragene bei den Zuhörern angekommen
war; dabei durfte sich der jeweilige Vortragende nicht gleich wieder
äußern. Erst in der anschließenden sog. "Korrekturphase" war
das erlaubt. Zum Schluss gab es dann ein - ebenfalls geordnet ablaufendes
"gemeinsames Resumée" zu den Positionen. Der Inhalt der ausgewählten Themen war mir selbst eigentlich nicht so wichtig (es waren ja Äußerungen von philosophischen Laien!). Der Ablauf dieses Experiments interessierte mich aber sehr. Trotzdem gebe ich hier mal meine Positionen zu den 5 behandelten Themen wieder. Die Positionen der anderen wiederzugeben, bin ich nicht berechtigt. Die grauenhaften (und total abgedroschenen) Allgemeinfragen, welche die Gruppe auswählte, widerstrebten mir, weil die Abgabe einer Position dazu wegen ihrer Allgemeinheit bei Laien einfach in "BlaBla" ausarten kann. Trotzdem zwang ich mich zu einer eigenen Position; und das machte mir schließlich sogar Spaß. - Wohlgemerkt: Das Ganze war eine philosophische Laienübung zur Realisierung eines "gesitteten Meinungsaustauschs". |
Pos1 | Thema 1: "Ist der Mensch ein Tier?" |
Pos2 | Thema 2: "Gibt es einen Gott?" |
Pos3 | Thema 3: "Ist Moral subjektiv?" |
Pos4 | Thema 4: "Was ist Erkenntnis?" |
Pos5 | Thema 5: "Was ist ein Beweis?" |
Bezeichnend für die (Nicht-)Qualität der ausgewählten Allgemein-Themen war, dass zwar die Phasen der "Positionierungen", der "Rekonstruktionen" und der "Korrekturen" einigermaßen geordnet abliefen, wir aber die letzte Phase des "gemeinsamen Resumées" eigentlich nicht zustande brachten. Ob wir als Gruppe daraus gelernt haben, bleibt offen, da nach diesem Experiment die "Philosophische Teerunde" mit der Zeit wegen zu großer beruflicher Beanspruchungen auseinanderbrach. | |
KW 2007 2008
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Ken Wilber (* 1949, Oklahoma City, USA) ist ein Philosoph etwas
außerhalb gängiger westlicher Linien. Auf den ersten Blick sticht er
hervor durch seinen "flockigen", von Laien leicht lesbaren Stil,
in welchem er recht "globale" Themen in einer Art
"Systemtheorie" anspricht, die immer auch in die Psychologie
hineinreichen; - mit einem Anhauch von "Esoterik". Auch seine
Tendenz zur Bildung von Hierarchien und Stufen (zur kulturellen u. geistigen
menschlichen Entwicklung) besticht auf den ersten Blick (und vermittelt den
Eindruck einer leicht handhabbaren "Strickleiter"). Er gibt viele
Anregungen, auch für Nicht-Philosophen. Auf den zweiten Blick aber strotzen seine Bücher von m.E. etwas zu wenig hinterfragten Hypothesen und zweifelhaften Definitionen, die er so lange wiederholt, bis sie sich im jeweiligen Buch so zu sagen als "Tatsachen" etabliert haben, auf denen er dann weiter aufbaut. Zudem artet seine Hierarchie- und Stufen-Fanatik aus in künstliche Schemata, die er - wenn einmal aufgestellt - schlicht auf ALLES, was er behandelt, anwenden will (so ähnlich, wie es z.B. auch die altertümlichen und längst obsoleten "Ontologen" immer wieder versucht haben). Die Lektüre seiner Werke ist erfrischend, wenn man sie mit einem "Augenzwinkern" liest. Mit einem Freund (einem schon jahrelangen "Wilber-Fan" und Nicht- Naturwissenschaftler(!)) habe ich mit großem Vergnügen 3 seiner Werke diskutiert. Nicht alles, was in der Diskussion hochgekommen ist, muss "ernst" genommen werden. Wir haben uns mit der Begeisterung philosophischer Laien in KWs Büchern mit Hilfe von Email-Dialogen vorgetastet. |
KW2007.1 KW2007.2 |
Bücherbesprechung 2007: KW [1] "Eine kurze Geschickte des Kosmos", Vlg. Fischer, Bd. 13397; 1996-2004 KW [2] "Eros, Kosmos, Logos", Vlg.. Fischer, Bd. 14974; 1995-2006 Erste Diskussionsrunde in zwei Teilen. [1] ist so zu sagen eine abgekürzte Fassung von [2]. |
KW2008.1 KW2008.2 |
Buchbesprechung 2008: KW [3] "Integrale Spiritualität", Vlg. Kösel, München, 2007. Zweite Diskussionsrunde in zwei Teilen. |
RI 2009 2011 |
Roman Ingarden (1893 - 1970) war ein polnischer Philosoph, Schüler von Edmund Husserl (1859 -1938). Ausgehend von Husserlschen Begriffen versucht R.I. eine "Ontologie" aufzubauen. Husserl selbst war kein "Ontologe", sondern er versuchte mit seiner ihm eigenen "Metaphysik" (die er nicht verheimlichte!) auf das sogenannte "Wesen" der menschlichen Wahrnehmung zu kommen. Husserls Abhandlungen sind voll von intuitiven Begrifflichkeiten, die aus seiner Begeisterung für sein Herz-und-Leib-Thema (die "immanente Wahrnehmung") hervorquollen. Daraus aber eine "Ontologie" zu machen, ist R.I.s zweifelhaftes Verdienst, das man Husserl nicht anlasten darf.. |
"Streit um die Existenz der Welt" |
Buchbesprechung
Roman Ingarden: "Der Streit um die Existenz der Welt"; Band.I: "Existentialontologie" (1947); kommentiert CL V4.13.12.2011 Band.II/1: "Formalontologie 1" (1948); kommentiert CL V3.15.10.2012 Band.II/2: "Formalontologie 2" (1948). kommentiert CL V4.13.10.2011 (Unter den Links "kommentiert CL..." stehen jeweils die kommentierten Quelltexte) Vortrag CL vor der Gruppe "Ontologie in der Informatik",
Hochschule Darmstadt, am 6.5.2011. Version V3.0
Dies ist eine "Nachlese" zur Vortragsreihe (2009) von Frau Schlüter,
einer Philosophin, die oft aktiv an unserer "Philosophischen
Teerunde" an der TU-Darmstadt teilnahm. Das hat mich sehr angeregt!
In dieser Nachlese versuche
ich, die angeblich so exakten ontologischen Untersuchungen R.I.'s zu den
möglichen Positionen über das Verhältnis zwischen der sog. "realen Welt" und dem
sog. "menschlichen Bewusstsein" zu hinterfragen. Meine Fragen an die
philosophischen "Ontologen" spielen dabei die Hauptrolle. |
RI-1 pdf | Teil 1 - Einführung: Roman Ingardens Anliegen - meine Fragen |
RI-2 pdf | Teil 2 - Der Streit: "Reines Bewusstsein" / "Reale Welt"; R.I.s Terminologie; meine Position; das Sprachproblem; was meint R.I. mit "Existenz von etwas"? |
RI-3 pdf | Teil 3 - Existentiale Momente: "Seinsautonomie", "Seinsursprünglichkeit", "Seinsselbständigkeit", "Seinsunabhängigkeit"; meine Formalisierungen / Kritik / Interpretationen |
RI-4 pdf | Teil 4 - Seinsweisen: 8 mögliche (noch zeit-unabhängige) Seinsweisen - angewendet auf das Verhältnis von "Reinem Bewusstsein" und "Realer Welt". Daraus ergeben sich nach R.I. formal 8x8=64 Kombinationen, die RI dann auf 15 "existentialontologisch" mögliche "positive Lösungspositionen" zum "Streit ..." reduziert. Meine Schlussbemerkung. |
RI-5 pdf | Teil 5 - Anhänge, Literatur |
RI-A1 |
Anhang 1: Tabelle der 4x2 existentialen Momente, der "Verbote" und der damit bildbaren 8 Seinsweisen. |
RI-A2 |
Anhang 2: Tabelle der möglichen "Lösungen" der Streitfrage aus existentialontologischer Sicht. |
KL-1
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Kritik-Liste-1: Analyse-1 von R. Ingardens Existentialontologie.
Version V2.6. Diese
Kurzfassung ist entstanden, nachdem ich die Vortragsfolien RI-1 bis RI-5
zu RIs „Streit...“, (hier hauptsächlich zum Band [RI-I] –
Existentialontologie) erstellt und vorgetragen hatte (Vortrag CL: 6.5.2011).
Sie soll Fragen und Kritik meinerseits zusammenfassen und noch etwas
präzisieren. Ich lasse hier aber alle Einwände weg, die ich aufgrund
meiner eigenen Position im Vortrag erhoben habe.
Darin komme ich zu dem Schluss, dass R. Ingandens Konzept der "Existentialen Momente" und der "Seinsweisen" für eine Kategorisierung der von RI ins Auge gefassten "Gegenständlichkeiten" unvollständig und unhaltbar ist -- und zwar weniger von RIs inhaltlichen Intentionen her, sondern von der Art des logischen Aufbaus seiner Konzeption. |
KL-1-kurz |
Kritik-Liste-1, V2.6: Dasselbe noch mal in Kurzfassung und "lesbar" für die, welche sich an "Formeln" stören. |
(c) CL/ Stand dieser Seite: 26.05.2024